Ausgabe .71
Februar 2024: die Verlierer der AfD, das Ende von Pitchfork und Gedanken an Roger Willemsen
Es ist der 2460360ste Tag des Julianischen Kalenders und der 6.2.2567 im Thailändischen Sonnenkalender.
Das nützt aber nichts, da das Wetter mild-grau-feucht-schmutzig und die Stimmung nicht viel besser ist.
Wer Hoffnung schöpfen will (auch für das Ende des Jahrhunderts) hört die aktuelle Podcast Folge mit Gaia Vince.
Alle anderen lesen weiter.
g_lesen
Die AfD ist kein Phänomen.
Die AfD ist eine populistische rechtsextreme Partei.
Die kleingeistige Simplizität ist da mit eingewirtschaftet.
Interessant ist einzig und allein, dass ein erheblicher Teil der Wählerschaft zu den größten Verlierern einer möglichen Politik eben dieser Partei zählen wird.
Da lohnt es fast nicht, einzelne Punkte aus dem, diesen Fakt aufgreifenden Text von Marcel Fratzscher hervorzuheben, da in seiner Kolumne in der Zeit mit gerade mal 4 Minuten Netto-Lesezeit jedes Wort wahr, fundiert und gehaltvoll ist.
g_endet
Am 17. Januar 2024 verkündete die “einflussreichste Frau der Modebranche” Anna Wintour das Ende des, vielleicht “einflussreichsten Musikmagazins” des Internet Zeitalters.
Diese Aussage fällt vollkommen in ihren Zuständigkeitsbereich, denn die, in den britischen Adelsstand erhobene Chefredakteurin des Fashion Magazins Vogue ist auch Global Chief Content Officer von Condé Nast, dem Verlagshaus, das neben Vogue auch TeenVogue, Vogue Business, Allure, Glamour, The New Yorker, Vanity Fair, Architectural Digest, Wired und seit 2015 eben auch Pitchfork besitzt.
Nachdem bereits große Teile der Belegschaft entlassen worden sind, wie eine geleakte interne E-Mail verrät, soll nun das, für seine leidenschaftlichen Rezensionen gefürchtete und geschätzte Musikmagazin in die GQ eingegliedert werden.
Das Männermagazin, welches sich ebenfalls im Besitz von Condé Nast befindet.
Vielleicht passt das in eine Zeit, in der Bernard Arnault, Leiter des Luxusgüterherstellers LVMH mal wieder zum reichsten Mann der Welt ausgerufen wurde.
Vielleicht sollte Musik sich selber “re-branden” und dankbar sein, als Hintergrund Beschallung für das Auftragen von edler (weil teurer) Kleidung herhalten zu dürfen.
g_denken
Dazu passt dieser unvergessene Kommentar des unvergessenen Roger Willemsen, dessen Todestag sich Morgen, am 07. Februar jährt, und der seinerzeit in der TAZ auf die Frage, ob „Germany’s Next Topmodel“ frauenfeindlich sei, antwortete:
Ja.
Eine unschöne Frau mit laubgesägtem Gouvernanten-Profil bringt kleine Mädchen zum Weinen, indem sie ihre orthodoxe, hochgerüstete Belanglosigkeit zum Maßstab humaner Seinserfüllung hochschwindelt, über „Persönlichkeit“ redet, sich aber kaum mehr erinnern kann, was das ist, und sollte diese je zum Vorschein kommen, sie mit Rauswurf bestraft.
Der Exzess der Nichtigkeit aber erreicht seinen Höhepunkt, wo Heidi Nazionale mit Knallchargen-Pathos und einer Pause, in der man die Leere ihres Kopfes wabern hört, ihre gestrenge „Entscheidung“ mitteilt, und wertes von unwertem Leben scheidet.
Da möchte man dann elegant und stilsicher, wie der Dichter sagt, sechs Sorten Scheiße aus ihr rausprügeln – wenn es bloß nicht so frauenfeindlich wäre.
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Jetzt noch schnell drei Kleinigkeiten
g_sehen
Glen E. Friedman, Chronist der Geburtsstunde des Skateboardings, legendärer Fotograf legendärer Persönlichkeiten wie RUN DMC, Beastie Boys, Black Flag, Fugazi, Ice T uvm. im Interview.
g_laden
Ich bin kein bewanderter Software- oder App-Kenner und beileibe kein Videograph. Aber die Blackmagic Camera gibt eine wirklich gute und bei Bedarf höchst individuell einstellbare Video App an die Hand, bzw. ins iPhone.
Wie gesagt, ich bin keine Referenz aber die Aufnahmen erscheinen mir deutlich besser und auf gewisse Weise “wertiger” als das Material der regulären Camera App.
Kostet übrigens nichts.
g_hört
habe ich während dem finalen Edit zu dieser Ausgabe des Newsletter das Album Linthorpe Crepuscule Vol. 1 von Ivan The Tolerable.
Und irgendwie hat das sehr gut funktioniert.
Außerdem ist das Cover sehr schön.